Übung macht den Meister

Übung macht den Meister (10’000 Stunden?)

Übung macht den Meister – oft wird dabei auch die 10’000 Stunden-Regel zitiert. Aber stimmt sie wirklich und was sollten Sie beim Üben beachten?

Stellen Sie sich vor, Sie erwachen und fällen den Entschluss, Tennisprofi zu werden. Auf dem Weg zum Erfolg stellen sich viele Hindernisse in den Weg. Ärgerliche Niederlagen, überragende Gegner, Motivationsrückgang, Verletzungen, ständiges Wiederholen einer Übung, etc.

Machen Sie trotzdem weiter? Halten Sie trotzdem an Ihrem Ziel fest? Trainieren Sie trotzdem immer weiter?

Das Sprichwort „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ bringt es ziemlich gut auf den Punkt. Um in einem Bereich wirklich exzellente Leistungen zu vollbringen, ist stetiges, ausdauerndes Üben die Grundvoraussetzung.

10’000 Stunden – mal dauert es länger und mal kürzer

Woher stammt die Annahme, dass nach 10’000 Stunden die Stufe „Exzellenz“ erreicht sein soll? K. Anders Ericsson hat diese Regel aufgrund seiner Studien erstellt, welche er in seinen Büchern „The Road to Excellence“ und „TOP“ erklärt. Oft werden diese Erkenntnisse darauf reduziert, dass Sie sich irgend ein Thema auswählen und sich danach nur irgendwie 10’000 Stunden damit beschäftigen müssen. Und ZACK – wie von Zauberhand kippt der Schalter und Sie sind ab sofort der Meister im ausgewählten Gebiet. Aber: Ericsson spricht von deliberate practise, was auf Deutsch so viel bedeutet wie bewusstes Üben. Dabei setzt man sich bewusst neue, höhere Ziele, die angestrebt werden, wenn man ein Lernplateau erreicht hat. Man verbessert sich dank der Übung somit stetig oder in Form von kleinen Stufen. Die 10.000 Stunden sind demnach nur ein Richtwert.

Was auch noch wichtig ist. Suchen Sie sich ein Thema, mit welchem Sie sich gerne immer wieder neu auseinandersetzen und das für Sie eine hohe Bedeutung oder einen hohen Nutzen hat. Das macht das Üben leichter. Was bedeutet diese Erkenntnis für Trainings im beruflichen Umfeld?

Trainingswirkung gezielt steigern

  1. Berücksichtigen Sie den Zeitpunkt des Lernens. Das Lernangebot sollte zum Moment des Lernens passen (siehe auch Teil 2 der Blogserie). Je nachdem können Sie entscheiden, ob eher ein länger dauerndes, formelles Training oder eine kurze Übung zur Unterstützung während der Anwendung angeboten werden soll.
  2. Planen Sie regelmässige Wiederholungen ein. Sonst wird Ihre Lernaktivität gnadenlos von der Vergessenskurve heimgesucht! Einmal ist keinmal. Darum lohnt es sich, den Mitarbeitenden Gelegenheit zu geben, das Gelernte zu wiederholen. Idealerweise, bevor sie das meiste vergessen haben. Wann das ist, dafür gibt es keine allgemeingültige Regel. Die erste Wiederholung sollte nach kurzer Zeit passieren, innert 2-3 Tagen, danach dürfen auch 2-3 Wochen dazwischen liegen.
  3. Bringen Sie Abwechslung in das Trainingsprogramm. Das ständig gleiche Wiederholen einer Trainingseinheit ist relativ rasch ineffizient (Gewöhnungseffekt und Langeweile). Wechseln Sie die Trainingsformen und -methoden von einer zur nächsten Wiederholung. Die Ausnahme bilden hier Handlungsabläufe, welche automatisiert werden müssen. Hier steht Fleiss vor Abwechslung.
  4. Aktivieren Sie möglichst viele Sinne. Überlegen Sie, ob es Möglichkeiten gibt, neben dem Lesen und Hören weitere Sinne der Teilnehmenden aktivieren zu können. Planen Sie Aufgaben und Übungen, die den Mitarbeitenden eigene Erfahrungen ermöglichen. Diese sind idealerweise mit Emotionen verknüpft. Kopf, Hand und Herz sollten also gleichermassen angesprochen sein.
  5. Kombinieren Sie. Nutzen Sie möglichst viele analoge und digitale Möglichkeiten, um Ihre Mitarbeitenden zu trainieren. Einige Ideen: Fachgespräche, Coachings, Online-Videos, Online-Trainings, Social Media, Trainingsapps, Fachzeitschriften, praktische Übungen, gemeinsame Projekte, etc.

Fazit

Übung macht definitiv den Meister. Wenn Sie bewusst und mit einem klaren Plan trainieren lassen, werden Sie die gesteckten Ziele (fast) mit Garantie erreichen.

Zum Schluss eine kleine Warnung, falls Sie den Plan, Tennisprofi zu werden, weiterverfolgen. Ob Sie mit 10’000 Stunden Training die Nummer 1 der Welt werden, steht in den Sternen und hängt neben Ihrem bewussten Trainingsfleiss von weiteren Faktoren ab. Sie werden aber nach 10’000 Stunden Übung auf dem Tennisplatz in jedem Fall überdurchschnittlich gut Tennis spielen können.

Lesen Sie im Teil #4, wie Sie Ihren Bedarf ermitteln können und dabei gleichzeitig herausfinden, wo der Schuh am meisten drückt.

Fotos: unsplash und pixabay

Autor
Armin Riebli
Über:
Armin Riebli, eidg. dipl. Kaufmann, Ausbilder mit eidg. FA und zertifizierter Innovationsmanager ist Experte für Schulungslösungen mit Langzeitwirkung. Dabei liegt der Fokus auf der bestmöglichen Kombination von Schulungsformen und -methodik für die Teilnehmenden. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Bereichsleiter für Firmenkunden (B2B). Armin Riebli ist heute tätig als Geschäftsleiter des Blended-Learning-Spezialisten rissip. Daneben gibt er sein Wissen als Trainer weiter. Seine Spezialthemen sind Verhandlungstraining, Kundenbegeisterung und Kommunikation.
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