Rahmenbedingungen

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Rahmenbedingungen werden oft vergessen, wenn Lernangebote für Mitarbeitende geplant werden. Im heutigen Blog, dem Teil #2 unserer Serie, lesen Sie, wie Sie die Rahmenbedingungen für Ihr Lernpuzzle finden und bestimmen.

Dank den Fragen aus dem 1. Teil unserer Serie wissen Sie, welches Problem Sie lösen wollen und welchen Mehrwert Sie sich davon versprechen. Im nächsten Schritt geht es nun darum herauszufinden, welche Rahmenbedingungen Ihre Mitarbeitenden beim Lernen antreffen.

Stellen Sie sich folgende Situation beim Einrichten vor: Sie haben soeben ein wunderschönes Bild und einen Bilderrahmen gekauft. Der Rahmen wird das Bild perfekt in Szene setzen und hervorragend zu Ihrer Einrichtung passen. Aber was für eine Enttäuschung: Das Bild und der Rahmen passen nicht zusammen, weil Sie zu wenig genau abgemessen haben.

Damit Ihnen dies bei der Wahl oder der Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsangeboten nicht passiert, sollten die Rahmenbedingungen klar definiert sein und die geplanten Lernangebote möglichst perfekt passen. Für diesen Teil der Vorabklärung lohnt es sich, mit Hilfsmitteln zu arbeiten, die eine umfassende Analyse sicherstellen. Zwei geeignete Hilfsmittel lernen Sie im heutigen Artikel kennen.

1. Die Puzzle-Analyse

Die Puzzle-Analyse hilft Ihnen dabei, alle wichtigen Rahmenbedingungen zu klären. Jeder Buchstabe steht für einen Bereich, welcher den Rahmen bestimmt.

  • P für Personen
  • U für Unternehmen
  • Z für Ziele
  • Z für Zielbarrieren
  • L für Lernmethoden und -formen
  • E für Erfolgsmessung

Rahmenbedingungen

Wie bei der Definition des Problems erarbeiten Sie auch hier mit (möglichst vielen) Fragen zu jedem Kriterium ein genaues Bild der Rahmenbedingungen, die bei Ihnen berücksichtigt werden müssen. Im Folgenden ein Auszug aus häufig gestellten Fragen bei der Puzzle-Analyse:

Personen

  • Wer sind die Menschen, die das Lernangebot nutzen?
  • Gibt es verschiedene Rollen / Personengruppen, die unterschiedliche Anforderungen an das Lernangebot haben?

Unternehmen

  • Welche Lernkultur herrscht im Unternehmen?
  • Welches Budget steht zur Verfügung?
  • Gibt es ein Commitment zu den geplanten Ausbildungen – von wem?
  • Wie viel Zeit kann investiert werden?

Ziele

  • Welche strategischen Ziele können dank dem Lernangebot besser erreicht werden?
  • Welche Projektziele gibt es?

Zielbarrieren

  • Welche Hindernisse könnten die Umsetzung blockieren oder verzögern?
  • Welche Widerstände sind bekannt oder zu erwarten?

Lernmethoden und -formen

  • Welche Lernmethoden und Lernformen sind der Zielgruppe vertraut?
  • Welche haben sich im Unternehmen bewährt?
  • Wie offen sind die Adressaten für unterschiedliche, auch neue und digitale Methoden und Formen?

Erfolgsmessung

  • Wann ist das Lernprogramm ein Erfolg?
  • Gibt es „harte“ Indikatoren (Zeit, Geld, Kennzahlen), welche als Beleg dienen?
  • Welche „weichen“ Indikatoren können bestimmt werden?

Damit Sie die richtigen Fragen finden, hilft es, sich mit jedem der sechs Kriterien nacheinander auseinanderzusetzen. Sie können die Analyse genau in dieser Reihenfolge durchführen oder mit einer anderen Kriterienabfolge arbeiten. Oft ist es empfehlenswert, die Moderation externen Experten zu überlassen, damit diese alle relevanten Fragen stellen und Sie sich darauf konzentrieren können, dass wirklich alle Fragen beantwortet werden.

2. Die Fünf Momente des Lernens

Bob Mosher und Conrad Gottfredson unterscheiden in Ihrem Modell „Five Moments of need“ fünf Situationen, in denen Mitarbeitende einen Lernbedarf haben und darum für das Lernen motiviert sind:

  1. Etwas zum ersten Mal machen
  2. Das Gelernte vertiefen
  3. Das Gelernte in der Praxis anwenden
  4. Ein Problem lösen
  5. Mit einer veränderten Aufgabe/Situation konfrontiert sein

Diese fünf Situationen können zwei unterschiedlichen Formen des Lernens zugeordnet werden:

Formelles Lernen – erste Lernphase
Wenn ein (neuer) Mitarbeitender etwas zum ersten Mal macht oder wenn das neu Erlernte vertieft wird, eignen sich formelle Lerneinheiten. Kurz zusammengefasst bedeutet formelles Lernen: Lernziele und Lerninhalte sind eindeutig definiert, und das Lernergebnis kann überprüft werden. Das formelle Lernen findet in einem definierten und strukturierten Rahmen statt, in welchem der Lernende unterstützt wird und durch die Vorgaben relativ stark fremdgesteuert lernt.

Performance Support – spätere Lernphasen
Unter Performance Support fallen die Bedarfsmomente 3 bis 5: wenn ein Mitarbeitender am Arbeitsplatz etwas anwenden oder sich an etwas erinnern möchte, wenn ein Problem auftritt oder wenn sich etwas verändert. Diese Bedarfsmomente lassen sich am einfachsten am Arbeitsplatz klären. Sie finden kontinuierlich statt. Das können E-Learning-Sequenzen sein, Live-Chats, Blogs, Videos oder E-Mails.

Das Modell „Five Moments of need“ stellt somit ein gutes Hilfsmittel dar, um zu klären, welche Lernangebote für welche Bedürfnisse bereitgestellt werden müssen.

Fazit

Kombinieren Sie die Puzzle-Analyse und die 5 Momente des Lernens. So definieren Sie eine Ausgangslage, welche sicherstellt, dass die Rahmenbedingungen zu Ihrem zukünftigen Lernangebot passen.

Lesen Sie im Teil #3, wieso Meister nicht vom Himmel fallen und was es mit der berühmten 10’000-Stundenregel auf sich hat.

Fotos: unsplash und pixabay

Autor
Armin Riebli
Über:
Armin Riebli, eidg. dipl. Kaufmann, Ausbilder mit eidg. FA und zertifizierter Innovationsmanager ist Experte für Schulungslösungen mit Langzeitwirkung. Dabei liegt der Fokus auf der bestmöglichen Kombination von Schulungsformen und -methodik für die Teilnehmenden. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Bereichsleiter für Firmenkunden (B2B). Armin Riebli ist heute tätig als Geschäftsleiter des Blended-Learning-Spezialisten rissip. Daneben gibt er sein Wissen als Trainer weiter. Seine Spezialthemen sind Verhandlungstraining, Kundenbegeisterung und Kommunikation.
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